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„BFS“ — das Kürzel für Bait Finesse System zaubert den barschverrückten Baitcast-Fans ein Lächeln ins Gesicht. Meist gefriert das aber ganz schnell beim Blick auf den Preis von Aldebaran und Co. Jetzt ist mit der Shimano Scorpion BFS 2017 das erste Finesse-Modell auf dem Markt, das in Japan für unter 190 Euro zu haben ist. Damit wäre die Scorpion die erste bezahlbare Serien-BFS-Baitcaster. Ob sie die Erwartungen erfüllen kann, zeigt unser Test.
In Deutschland ist die Scorpion BFS bisher leider nicht direkt erhältlich, wohl aber die Scorpion 71. Die beiden Rollen haben aber in puncto Wurfeigenschaften leichter Köder nicht wirklich viel miteinander gemein, wie auch dieses Video des Rollen-Nerd-Kanals „The Reel Test“ zeigt.
Dieser kleine Exkurs nur, damit keine Verwechslungen entstehen. Denn die Scorpion BFS ist viel mehr als nur eine getunte Scorpion 70 oder 71. Die BFS ist eine komplett eigenständige Baitcaster, wie der Blick auf die Ausstattung verrät.
Ausstattung/Features
Die Scorpion BFS überzeugt mit der vollen Palette an coolen BFS-Features, die Shimano auch seiner höherpreisigen Aldebaran BFS spendiert. Die Gegenüberstellung zeigt, dass sich die Scorpion BFS von der Ausstattung sicher nicht hinter dem deutschen BFS-Platzhirsch Aldebaran verstecken muss.
17 SCORPION BFS | 16 ALDEBARAN BFS | |
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Übersetzung (nor./XG) | 6.3 / 8.2 | 6.5 / 8.0 |
FTB (Finesse Tube Break System) | ja | ja |
Gehäuse | Hagane | Hagane |
X-Ship Getriebe | ja | ja |
salzwasserbeständig | ja | ja |
Spulen-Abmessungen | 32mm / 22mm | 32mm / 22mm |
Bremskraft (max) | 3,5kg | 3,5kg |
Schnureinzug (nor./XG) | 63cm / 82cm | 65cm/80cm |
Schnurfassung | 8lb-45m | 8lb-45m |
Kugellager (S-ARB) | 7/1 | 9/1 |
Gewicht | 165g | 130g |
Die Hauptunterschiede liegen also im Gewicht und in der Anzahl der Kugellager. Der Gewichtsunterschied erklärt sich relativ leicht: Bei der Aldebaran 16 bestehen Rotor und Teile des Körpers aus CI4+, was die Rolle noch etwas leichter macht.
Sehr gut gefällt mir die sehr fein justierbare Sternbremse und noch besser, dass die Scorpion BFS mit einer akustischen Bremse ausgestattet ist. Zieht ein Fisch Schnur ist das ähnlich wie bei Spinnrollen auch akustisch durch ein sattes Klicken wahrzunehmen. Lecker!
Das FTB-System
Beide Baitcaster verfügen über das wirklich intelligente und leicht einstellbare Finesse-Tune-Break-System (kurz FTB). Im Gegensatz zum reibungsbasierten SVS-System, welches Shimano zum Beispiel in der Casitas einsetzt, ist das FTB-System ein Magnetbrems-System.
Der Clou an der Sache: Die Magneten wirken direkt auf den Spulenkörper. Mit dem Einstellrad an der Sideplate werden die Magneten lediglich weiter unter die Spule bewegt (stärkere Bremsleistung) oder eben davon entfernt. Daher sind die FTB-Spulen auch nicht durchgängig gelocht.
Zusätzlich sind die Magnetträger beweglich. Durch die Magnetwirkung nähern sie sich dem Spulenkörper bei schneller Rotation an, bei langsamerer Rotation kehren sie in die Ausgangsstellung zurück. Übrigens: Beim Spulengewicht hat übrigens die Aldebaran mit 8g zu 8,9g die Nase vorn!
Dass beide Baitcaster-Rollen über das Shimano Super Free Spool Design verfügen, welches Reibung und Vibrationen weitestgehend eliminiert, soll an dieser Stelle nur am Rande erwähnt werden.
Die Scorpion BFS verfügt zusätzlich über zwei mit „N“ markierte Magnete, die entfernt werden können, um die Bremsleistung weiter zu reduzieren.
Verarbeitung
Die Scorpion BFS wird in Shimanos Werk in Malaysia zusammengebaut. Auch wenn es da und dort in Vergangenheit Probleme bei der Qualität gegeben haben soll, hat Shimano das offenbar in den Griff bekommen. An der Scorpion BFS wackelt nichts und alles fühlt sich sehr wertig an.
Lediglich die Sideplate meines Modells schließt nicht zu einhundert Prozent bündig mit dem restlichen Gehäuse ab. Das kann man allerdings eher fühlen als sehen. Ansonsten gibt es nichts zu meckern.
Optik
Irgendwie ja immer ein Thema für uns tackleinteressierte: das Aussehen. Shimano hat der Scorpion BFS ein — meiner Meinung nach — sehr edles Äußeres mitgegeben. Der Hagane-Body schimmert je nach nach Lichteinfall in einem Bronze- oder eher silbrigen Ton. Die schwarze Spule und das schwarze Handle bilden mit der leichten Rot-Applikation an der Bremse einen dezenten Kontrast.
Diashow
Scorpion BFS in der Praxis
Für den ersten Praxis-Test habe ich die Scorpion BFS XG mit einer 12er Fireline bespult. Ich weiß, dass die Schnur mittlerweile keinen guten Ruf mehr unter Tackle-Enthusiasten genießt, aber persönlich habe ich bis auf das schnelle Ausbleichen mit der Sehne keinerlei Probleme.
Als Rute kam die Tailwalk BackHoo RISE C632 ML zum Einsatz. Die ist mit 96g sehr schön leicht und lädt sich ab 4,5g WG bereits sehr gut auf. Ein gesondertes Review zu dieser wirklich interessanten Barsch-Baitcaster folgt!
Wurfverhalten
Kurz gesagt: Die Scorpion BFS macht es einem out-of-the-box wirklich leicht auch Mini-Köder auf gute Weiten zu befördern. Zum einen ist das FTB-System sehr komfortabel, da lediglich außen Einstellungen vorgenommen werden müssen, zum anderen funktioniert das bewegliche Magnet-System überragend gut.
Zum Einsatz kamen kleine Twitchbaits mit und ohne Weitwurfsystem wie ZipBaits Rigge Deep 70SP (5,3g) und 2 bzw. 3 Inch Gummis an Köpfen zwischen 1,5 und 5 Gramm. Das jeweilige Köder-Gesamtgewicht lag also zwischen 4 und ca. 10 Gramm. Ich denke, dass das auch ein realistischer Einsatzbereich für das Finesse-Baitcaster-Angeln ist. Leichteres Zeug werfe ich mit einer Spinn-Combo.
Zu Beginn habe ich die Spule auf einen sehr langsamen Köderfall eingestellt und mit der Einstellung „6“ begonnen. Schnell bin ich jedoch mutiger geworden und schließlich hat sich „3“ bei etwas lockerer Spuleneinstellung als absolut bequem in einem weiten WG-Spektrum erwiesen. Auffällig dabei: Der Daumen kommt, wenn überhaupt erst sehr spät zum Einsatz: Je leichter die Köder, desto mehr erledigt das FTB-System in der Endphase des Wurfs.
Exakte Wurfweitenmessungen mit verschiedenen Köder-Gewichten stehen zwar noch aus, aber eins lässt sich jetzt schon festhalten. Die Finesse-Scorpion nimmt das „BFS“ im Namen absolut ernst und ist dabei kein bisschen zickig! Das Werfen der kleinen Gummis und Wobbler hat einfach nur richtig Spaß gemacht und auch die Wurfweiten stimmten.
Preis und Verfügbarkeit
Keine Ahnung warum, aber die Scorpion BFS gehört zu jenen Shimano-Schmuckstücken, die hierzulande nicht direkt bezogen werden können. Für Kunden heißt das: ausländische Shops. Mein Exemplar habe ich absolut problemlos und schnell von diesem japanischen E-Bay-Shop bezogen.
Preis inklusive Versand: 206 Euro. Leider hat der Zoll nochmal 40 Euro verlangt, so dass der Gesamtpreis bei 246 Euro lag. Damit liegt man aber immer noch deutlich unter der Aldebaran BFS.
Fazit
Shimano hat mit der Scorpion BFS einen sehr interessanten Wettbewerber zur Aldebaran BFS im Programm. Die Ausstattung ist bis auf Nuancen identisch und preislich liegt die Scorpion BFS trotz der Import-Zuschläge immer noch deutlich unter der Aldebaran BFS.
Wen bislang die Kosten vom leichten Baitcasten abgeschreckt haben findet nun zumindest eine etwas günstigere Alternative mit aktuellster BFS-Technik auf dem Markt. Abzüge muss es dagegen bei der Verfügbarkeit geben — da kann die Scorpion nix dazu, ist aber für Kunden deutlich umständlicher und im Service-Fall eventuell mit langen Wartezeiten verbunden.
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Preis-Leistungs-Verhältnis
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Verarbeitung
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Innovation
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Verfügbarkeit/Service