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Was kann man von einer Jerkrute um die 50 Euro erwarten? Geht man nach der Produktbeschreibung der Spro Ruff Rods Baitcast Series eine ganze Menge. Wir haben den Test gemacht und die Einsteigerruten ausgiebig gefischt.
Produktbeschreibungen sollte man immer mit wachen Sinnen lesen – das ist klar. Wenn ein renommierter Ruten-Hersteller wie Spro (gehört zur Gamakatsu-Gruppe) das „perfekte Preis-Leistungs-Verhältnis“ und „phänomenale Aktion“ bei „handgemachten“ Ruten um die 50 Euro verspricht, macht das doch hellhörig. Was Spro von den vollmundigen Versprechungen der Ruff-Ruten-Serie halten kann, wollten wir dann doch herausfinden. So viel sei gesagt: Wir waren erstaunt.
Die Serie besteht aus fünf Ruten.
- RUFF RODS 180*1 Vertical & Light-Jerk B/C 10-30gr
- RUFF RODS 180*1 Cast & Jerk B/C 25-65gr
- RUFF RODS 190*2 Cast & Jerk B/C 30-85gr
- RUFF RODS 210*2 Allround B/C 20-60gr
- RUFF RODS 240*2 Specialist B/C 20-60gr
Im Test hatten wir die schwerste der fünf, die auf 1,90 Meter Länge zweiteilig ist und mit einem WG zwischen 30 und 85 Gramm angegeben wird.
Das Szenario war dementsprechend gewählt: Größere Gummis am System und kleine bis mittlere Jerkbaits sollten zum Einsatz kommen. Zum Glück spielten auch die Hechte mit, so dass die Ruff sich auch im Drill zeigen durfte.
Ruff-Serie im Detail
Spro spart in seiner Produktbeschreibung ein wenig mit Details zum verwendeten Blank-Material. Lediglich der Hinweis „Carbon“ findet sich. Da Carbon das englische Wort für Kohlefaser ist, hilft diese Information kaum weiter und sagt nichts über die spezifische Herstellungsmethode des Materials aus. Auch die spezifische Aktion findet dort keine Erwähnung.
Beim Probeschwingen aller Ruten der Serie drängte sich dabei durchaus der Eindruck auf, es mit schnellen bis sehr schnellen Ruten zu tu zu haben. Bei der von uns getesteten -85-Gramm-Version ist das ganz sicher der Fall.
Der erste Eindruck
Äußerlich kommt die Ruff-Serie durchaus wertig daher. Der Blank ist halbmatt schwarz lackiert. Die neun sehr eng anliegenden SIC-Ringe sind ebenfalls in einem matten Gunsmoke-Rahmen gehalten.
Die Wicklungen glänzen dagegen schwarz. Groß und in Rot prangt auf der Ringseite der Serien-Name. Auch Wurfgewicht und Länge sind dort vermerkt. Außerdem stattet Spro die Serie mit einem Ködereinhänger aus.
Das zweigeteilte Griffteil besteht aus einem hellen, ergonomisch geformten Kork-Teil für den Handballen, während das vordere Griffstück und der hintere Teil aus Hard-EVA bestehen. Die Abschlusskappe besteht wiederum aus Kork. Diesmal allerdings dunkel und wesentlich härter als der Teil für den Handballen. Persönlich ist mir der Materialmix optisch etwas wild – auch wenn jedes Teil seine Funktion hat.
Ausstattungsmerkmale
Bei den weiteren Ausstattungsmerkmalen verzichtet Spro auf eine Markenrollen-Halter a la Fuji und stattet die Ruff-Serie mit einem eigenen Screw-Down-Modell aus. Das Gewinde des Halters liegt also vor der Rolle, was für Baitcast-Ruten natürlich sinnvoller Standard ist.
Wenn auch ohne verkaufsförderndes Name-Branding: Der Halter tut, was er tun soll. Er hält die Rolle bombenfest, ist leichtgängig und verkeilt nicht. Das Baitcaster-Griffstück ist ausreichend groß dimensioniert und aus einem angenehm, rutschfesten Kunststoff gearbeitet. Die Kanten sind großzügig und sorgfältig gerundet.
Überblick Ausstattungsmerkmale der Ruff-Serie
Hier die grundsätzlichen Ausstattungsmerkmale noch einmal aufgelistet:
- zweigeteilter Griff aus Kork und Hard EVA
- Screw-Down-Rollenhalter
- SIC-Ringe (Gunsmoke-Rhamen)
- Köderhalter
Verarbeitung
Es ist wirklich erstaunlich wie gut mittlerweile auch Ruten aus dem unteren Preissegment verarbeitet sind. Bei unserem Modell sind alle Ringwicklungen sauber und rückstandsfrei lackiert. Die Ringe befinden sich absolut ordentlich in einer Flucht.
Die verschiedenen Materialien des Griffstücks sind ebenfalls perfekt zusammengefügt. Kritikpunkt ist die Verarbeitung der unteren Rollenaufnahme. Dort war im Testmodell deutlich überflüssiger Kunstoff zu sehen.
Die Steckverbindung ist präzise und bietet noch ausreichend Raum für Verschleiß, so dass die Verbindung auch in Zukunft wackelfrei bleiben dürfte.
Ruff-Rods im Praxis-Einsatz
Wir haben die Ruff-Rute wirklich durch alle Gänge gejagt. Kriterien waren Wurf- und Drilleigenschaften sowie die Köderkontrolle bei unterschiedlichen Techniken und Ködern.
Wurfeigenschaften
Dreißig Gramm sind wirklich das untere Ende der Skala bei dem man noch von gefühlvollem Werfen sprechen kann. Kleinere Köder befördert die Rute zwar auch auf Weite, Rückmeldung gibt es dann aber so gut wie keine mehr.
Am oberen Ende der Skala spürt man die Power, die in dem Blank steckt. Ab 60 Gramm Ködergewicht lädt sich die Rute im oberen Drittel energisch auf und gibt die Kraft ebenso ungefiltert wieder frei. Über 90 Gramm verpackt der steife Blank ohne Probleme, wobei das recht kurze Griffstück das Werfen mit XXXL-Ködern nicht gerade zur Lieblingsbeschäftigung werden lässt.
Köderführung
Gemacht ist die schwerste Ruff-Rod für gekurbelte Gummilatschen und Jerks. Und das beherrscht sie auch am besten. Jedoch versorgt sie den Angler auch beim vertikalen Fischen und beim Jiggen mit großeren Ködern – respektive schwereren Köpfen – mit gutem Feedback darüber, was am anderen Ende der Schnur gerade so passiert.
Grundkontakt und auch feine Bisse leitet sie sehr zuverlässig weiter. Ausschlaggebend dafür ist eine Aussparung im Rollenhalter, die direkten Blank-Kontakt der Finger ermöglicht. Der Anschlag gelingt dank dem steifen Spitzendrittel mühelos.
Drilleigenschaften
Was bei der Köderführung so angenehm ist, erfordert im Drill kleinerer Fische erhöhte Vorsicht. Die Ruff Rod Cast & Jerk 30-85 Gramm ist logischerweise ein ziemlich hartes Exemplar von Rute.
Im Zweifel sollte man die Rollenbremse daher eher etwas lockerer einstellen und gegebenenfalls mit dem Daumen auf der Spule nachjustieren. So lassen sich Drillaussteiger beinahe komplett vermeiden. Hechten ab 60 cm bietet die Rute dagegen durchaus Puffer an, wobei auch beim Drill eines richtig großen Exemplars die Ruff immer Herr der Lage blieb.
An die Belastungsgrenze hat sie nur ein versunkener Baumstamm gebracht, der allerdings ebenfalls sicher gelandet werden konnte 😉
Fazit
Wer sich für die Ruff Rod Cast & Jerk 30-85 Gramm entscheidet, bekommt doch einiges für seine knapp 50 Euro geboten. Die generell saubere Verarbeitung und zuverlässige Komponenten, die in der Praxis überzeugen konnten, sind Pluspunkte. Negativ fiel diesbezüglich lediglich der untere Rand des Rollenhalters auf, an dem zu viel überschüssiger Kunststoff optisch herausstach. Die Funktion beeinträchtigt dieser Makel aber keineswegs. Die Rolle sitzt fest im Sattel und der Angler kommt mit diesem Bereich nicht direkt in Berührung.
Hohes Wurfgewicht und die relative Kürze der Rute sorgen bei der Ruff Rod Cast & Jerk 30-85 Gramm für ein eher explosives Aufladeverhalten beim Wurf. Wenn man das nicht gewohnt ist, kann das schnell zu Perücken auf der Baitcaster-Rolle führen. Ein bisschen Übung und Herantasten an die Aktion schadet da sicher nicht.
Ein Kritikpunkt ist der Köderhalter. Obwohl solide und an sinnvoller Position, ist das Einhängen der großen Drillinge etwas fummelig und man zerkratzt sich leicht den hübschen Lack. Bei mir ziert deshalb jetzt etwas Klebeband den Bereich unter der Öse, was sich als praktikabel erwiesen hat.
Im Drill ist die Rute ein harter Gegner, der kleinere Fische nicht wirklich ernst nimmt. Die schütteln sich so gerne mal gegen den Widerstand der Rute los. Größeren Kontrahenten ab 50 Zentimetern setzt die Ruff Rod Cast & Jerk allerdings durchaus angepasstes Feedback entgegen.
Für wen eignet sich die Ruff Rod Cast & Jerk 30-85 Gramm?
Jerk-Einsteiger sowie Angler mit Erfahrung, die eher gelegentlich zum Jerken ausrücken, werden an dieser Rute viel Freude haben.
Gerade bei Jerk-Einsteigern ist die Scheu vor den XXL-Ködern ja oft noch recht hoch. Da die schwere Ruff sich aber auch in der mittleren Gewichtsklasse wohl fühlt und Ausschläge nach oben locker verkraftet, taugt sie hervorragend als Allround-Hecht-Baitcaster, die ein breites Spektrum an Ködern und Angelmethoden abdeckt.
Einen Blick wert sind auch die anderen Ruten der Serie, die beim Probeschwingen im Laden den guten Eindruck der toughen Schwester durchaus bestätigten. Wer sich für eine anderes Wurfgewicht der Serie interessiert findet auf der Spro-Homepage weitere Infos. Alle Ruten der Serie werden derzeit (Mai 2017) um die 50 Euro angeboten.
Spro verspricht bei der Ruff-Rod-Serie viel und hält fast alles: Die schwerste Variante taugt als Einstiegsrute in die schwere Baitcaster-Angelei und wird auch erfahrenen Anglern sehr gerecht. Kleine Abzüge gibt es wegen des nicht optimal gearbeiteten Rollen- und Köderhalters - ansonsten überzeugt die Spro-Rute auf ganzer Linie.
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Preis-Leistungs-Verhältnis10
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Wurf- und Drilleigenschaften9
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Verarbeitung8