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Mit der Spinnrute auf Forellen zu angeln ist besonders am Bach ein besonderes Vergnügen und auch eine Herausforderung. Zielgenaue Würfe, eine Vielzahl an möglichen Ködern mit ganz unterschiedliche Präsentationen und vor allem wild kämpfende Fische verlangen einer Forellenrute eine ganz spezielle Performance ab. Im Test muss sich zeigen, ob die Sakura Tsubaki 632 L das richtige Werkzeug dafür ist.
Sakura ist in Deutschland vielleicht noch nicht so bekannt, deswegen bekommt der Brand erstmal eine kleine Vorstellung spendiert. Anders als der japanische Name vermuten lässt, ist Sakura durch und durch eine französische Marke mit tiefen Wurzeln in der großen Bass-Szene vor Ort.
Gegründet im Jahr 2005, gehört Sakura seit 2015 zum französischen Angelgiganten SERT. Die Fäden in der Sakura-Produktentwicklung hält aber immer noch Mastermind und Basslegende Franck Rosmann fest in den Händen.
Mittlerweile ist Sakura in wirklich allen Bereichen des Spinnangelns vertreten und bietet eine breite Produktpalette von Ködern, Ruten, Rollen und Terminal-Tackle an.
Mit der 2017 vorgestellten Tsubaki-Serie – entwickelt für das Spinnfischen auf Forellen – decken die Franzosen nun auch den Bereich Forellenrute ab. Insgesamt stehen fünf Modelle zur Auswahl.
- TSUBAKI 532 UL – 5’3 „(1,60 m) WG: 0,5-5 g
- TSUBAKI 602 UL – 6′ (1,83 m) WG: 0,5-5 g
- TSUBAKI 632 L 6’3 „(1.90 m) WG: 2-7 g
- TSUBAKI 702 ML 7 ‚(2,13 m) WG: 3-12 g
- TSUBAKI 732 ML+ 7’3 „(2,20 m) – WG: 5-15 g
Alle Modelle sind zweigeteilt, weisen aber durchaus unterschiedliche Aktionen auf. Während die beiden leichten Ausführungen über ein slow taper verfügen und laut Sakura speziell für das Angeln mit Spoons entworfen wurden, sind die beiden schweren ML bzw. ML+ mit fast gerated und eher für das Angeln an großen Flüssen und Seen konzipiert.
Für den Test habe ich mich daher für das von den Werten her universalste Modell 632L mit einem Wurfgewicht von 2-7 Gramm und einem regular fast taper entschieden.
Hinweis: Das Testprodukt wurde mir von Sakura kostenfrei zur Verfügung gestellt.
Technische Daten - Sakura TSUBAKI 632L
Hersteller: | Sakura |
Serie: | TSUBAKI |
Modellbezeichnung: | 632L |
Typ: | Spinning |
Länge: | 1,90m (6’3″) |
Grifflänge: | 34cm gesamt (Butt bis Mitte Rollenhalter 27cm) |
Transportlänge: | 98cm – zwei geteilt |
Power: | L (Light) |
Taper: | Regular Fast |
Aktion: | Semiparabolisch |
Wurfgewicht: | 2-7g |
Empfohlene Schnurstärke: | 2-8lb |
Blank: | Mitsubishi Japan IM24T |
Blankdurchmesser: | Tip 1,4mm / Butt (Backbone) 10,0mm |
Beringung: | Fuji K Guide CC mit Fazlite-Einlagen |
Anzahl Ringe: | 8 |
Griffmaterial: | Fuji TVSTJK mit Splitgrip aus Kork |
Gesamtgewicht: | ca. 99g |
Preis: | ca. 115€ (Juli 2018) |
LOOK & FEEL
Sollte Sakura beim Design die Symbiose aus modernem Look und traditionellen Elementen einer Forellenrute im Fokus gehabt haben, ist das voll gelungen. Orange, Kork und der matte Blank fügen sich zu einer stimmigen Einheit zusammen. In Gold prangt dann noch der „Tsubaki“-Schriftzug sowie die Worte „Trout Game“ garniert mit einem Forellensymbol auf der Oberseite.
Im Preis inbegriffen ist übrigens ein Standard-Nylon-Futteral, wie man es kennt. Außerdem dabei: Ein klappbarer Hookkeeper, der sich mittels Gummistraps frei auf dem Blank verschieben lässt.
Komponenten: Fazlite und CC
Mit der Sakura Tsubaki habe ich das erste Mal eine Rute mit den neuen Fuji K Series Guides im CC Finish und Fazlite-Einlagen in den Händen. Das bläuliche Alu-Oxid „Fazlite“ ist preislich und von der Performance zwischen Alconite und dem Concept O angesiedelt.
Dabei lässt es sich aber dünner bearbeiten und passt so auch wunderbar in die K-Series Ringsätze. Auch bei der Auswahl der Guides glänzt die Tsubaki. Denn das Fuji CC-Konzept ist ebenfalls eine Neuerung.
Deutlicher billiger als Titanium soll das umweltschonende Veredelungs-Verfahren der CC-Ringe laut Fuji 6-7 Mal bessere Widerstandsfähigkeit als Edelstahl gegen Korrosion ermöglichen. Wer sich näher für das CC-Verfahren und die verschiedenen Fazlite-Anwendungen interessiert, dem wird hier geholfen
Tsubaki-Verarbeitung
Bei Ruten dieser Preisklasse darf man schon pingelig sein. Aber große Blößen gibt sich die Tsubaki nicht. Einige Zierwicklungen, die nicht 100% passen – das war’s an Meckerpotenzial.
Diashow – Verarbeitung Sakura Tsubaki 632L
Ansonsten ist das alles sehr überzeugend. Besonders der hochwertige AAA-Kork am Griff gefällt. Auch die Spaltmaße an den Materialübergängen sind außergewöhnlich klein. Das geht insgesamt nicht viel besser.
SETUP
Überraschenderweise mit im Paket, welches Sakura mir geschickt hat, war auch ein Rolle. Genauer gesagt die Sakura LUMA 807 FD . Mit ihren 165g balanciert die Kleene die Tsubaki 632L so punktgenau in der Mitte des Foregrips aus, dass ich nicht lange überlegen musste und der LUMA eine Chance an ihrer Brand-Schwester gab. Dass sie optisch einfach mal hammermäßig zur Tsubaki passt, war vielleicht auch ein klitzekleines Kriterium.
Technisch arbeitet Sakura bei der Rollenentwicklung übrigens eng mit Ryobi zusammen. Basis für die LUMA dürfte daher wohl die NCRT Slam 500 sein – nagelt mich aber bitte nicht darauf fest.
Als Schnur kam dann noch die Deka 8 Braid aus dem Hause Nippon-Tackle in 0.6 (14 lbs) dazu und Team Orange war komplett.
IN DER PRAXIS
Ich bin kein großer Freund des Forellen-Teichangelns und da ich das Glück habe in der Nähe einiger kleinerer Wald- und Wiesenflüsschen zu wohnen, sollte sich die Tsubaki vornehmlich dort bewähren. Neben Forellen kommen dort je nach Abschnitt auch Döbel, Barsche und Barben vor.
Warum ich das schreibe? Weil die Angelei in diesen Gewässern das volle Spektrum der denkbaren Bachköder von Gummi über Blech bis Topwater erfordert und diese auch an einem durchschnittlichne Angeltag durchaus zum Einsatz kommen.
Gleichzeitig sind diese Gewässer mit viel Uferbewuchs, überhängenden Bäumen und derlei Unbill nicht überall leicht zu befischen.
Daraus ergibt sich folgendes Anforderungsprofil an meine Forellenrute:
Saubere Wurfperformance auch mit Kleinstködern, gute Rückmeldung beim Angeln mit Gummitieren und ordentlich Rückgrat, um auch eine starke Barbe, 50er Bafo oder einen dicken Döbel erfolgreich drillen zu können, gleichzeitig aber nachgiebig genug, um das Ausschlitzen der quirligen Truchas zu verhindern.
Wurfverhalten und Köderanimation
Beim Probewedeln der doch recht fixen Tsubaki hatte ich ehrlich gesagt meine Zweifel, ob sich zwei Gramm Ködergewicht wirklich anständig beschleunigen lassen. Die Antwort: Es ist für mein Empfinden die Untergrenze für wirklich zielgenaue Würfe mit sauberer Blankunterstützung.
Ab 3 Gramm Ködergewicht kommt die Tsubaki aber echt in Form, erweist sich bereits als Weitenjägerin aber als auch als Sniper-Waffe für die filigranen Handgelenks-Flicks.
Auch was die Obergrenze angeht liegt Sakura für mein Empfinden richtig. Mehr als die angegebenen 7 Gramm erzeugen schon eine ordentliche Verbeugung und sind das Ende meiner Wohlfühlskala. Schwerere Köder nutze ich aber auch nicht zum Angeln am Bach.
Bei den verschiedenen Ködern zeigten sich dann aber die erhofften Allrounder-Qualitäten. Hatte ich beim Trockenwedeln noch die Befürchtung, dass der Blank für eine Forellenrute doch ein wenig zu straff ausgefallen sein könnte, strafte mich die Tsubaki am Wasser Lügen.
MIN. | BEST | MAX. |
---|---|---|
2 Gramm | 3 - 6 Gramm | 7 Gramm |
Gerade was die Rückmeldung beim Angeln mit kleinen Jigs angeht war ich echt überrascht, wie angenehm deutlich die Tsubaki Rückmeldung zur Verfügung stellt.
Spoons, Minnows, und Topwater gehören ebenfalls zu ihren Kernkompetenzen. Kleine tieftauchende Cranks sind auch möglich, aber in Kombination mit Braid kommt dann doch recht viel unangenehme Vibration im Handgelenk an.
Stärken & Schwächen -Sakura Tsubaki 632 L
Durchdachtes Griffdesign
Die Tsubaki verfügt im hinteren Bereich über ein recht voluminös Griffstück (Maximaler Durchmesser 2,8cm), das sich zum Foregrip hin verjüngt und in einem leicht eingewölbten Foregrip (Minimaler Durchmesser ca. 2cm) endet. In Kombination mit dem TVS-Rollenhalter schmiegt sie sich so regelrecht in in die Hand und ermöglicht langes und ermüdungsfreies Fischen.
Drillverhalten
Zugegeben: Dem Übergegner musste sich die Tsubaki bislang nicht stellen. Nach den Erfahrungen der bisherigen Kontrahenten wäre ich da aber nicht bange. Trotz des fixen Blanks geht sie im Drill nämlich überraschend bereitwillig mit und puffert die wilden Aktionen von 40er Forellen ebenso souverän wie gefühlvoll ab. Progressive Aktion ist hier das Zauberwort.
Beim Drill gegen die Strömung habe ich zudem das feste und kontinierlich einsetzende Backbone schätzen gelernt. Von mir aus darf die Bachkönigin also gerne alsbald einsteigen.
Edit: Mittlerweile hat dann doch ein Endgegner die Tsubaki gefordert. In mäßiger Strömung hatte Team Orange mit dieser staatlichen Barbe keine nennenswerte Probleme.
FAZIT
Muss man eine Forellenrute besitzen? Vermutlich nicht. Macht das Bachangeln mit einer punktgenau dafür entwickelten Rute richtig viel Spaß? Aber ja!
Aus meiner Sicht bringt die Tsubaki alle Eigenschaften einer guten Forellenrute mit. Saubere Verarbeitung und ein wirklich durchdachtes, praxisorientiertes Design, das mich auch optisch sehr anspricht sind definitiv Pluspunkte. Ebenfalls auf der Habenseite verzeichnet sie die neuen Fuji-Komponenten, auch wenn diese nicht aus dem Highend-Regal stammen
Diashow – Sakura Tsubaki 632L
Mein persönliches Highlight ist aber der Blank. Sakura ist es gelungen, saubere Wurfunterstützung mit klarer Rückmeldung und progressiven Drilleigenschaften zu verbinden. Der Stock macht einfach Spaß!
Mit ihren 99 Gramm gehört sie zwar nicht zu den absoluten Federgewichten ihrer Gattung, aber da sie mit einer klasssichen 1000er Rolle um die 165 Gramm wirklich gut ausbalanciert ist, spielt das Mehrgewicht beim Fischen keine spürbare Rolle.
Erhältlich ist die Tsubaki-Serie in Deutschland bei Major-Fish
Die Sakura Tsubaki 632L hat alles, was man von einer modernen Forellenrute erwarten darf. Auch bei den Softskills spielt sie in der oberen Liga. Für etwas über 100 Euro darf man bereits eine gute Performance erwarten und die Tsubaki liefert hier ohne wenn und aber.
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Preis-Leistungs-Verhältnis
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Verarbeitung
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Komponenten
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Performance