Mit LRF-Taktiken auf kleine Räuber

Light Rock Fishing oder abgekürzt LRF ist vielleicht die konsequenteste Umsetzung des modernen Spinnfischens. Konkret geht es darum, mit superleichtem High-End-Tackle und Mini-Kunstködern Arten zu überlisten, die man sonst nicht an den Haken bekommt. Ursprünglich für das Angeln an felsigen Küstenabschnitten entwickelt, kann man Technik und Taktik allerdings auch hervorragend hierzulande einsetzen.

Wenn man das Wort Grundel (engl. Goby) unter Anglern ausspricht, spiegelt sich die Verachtung für den kleinen  Eindringling deutlich wieder. Kein Wunder, haben die ursprünglich aus Osteuropa stammenden Grundeln doch mancherorts das Fischen mit Naturködern fast unmöglich gemacht.

Aus Spinnfischer-Sicht bieten Grundeln aber durchaus Potenzial, schließlich stürzen sich die kleinen Räuber auf fast jeden Köder – eben auch auf Kunstköder, wenn sie nur langsam genug in Grundnähe angeboten werden. Das Angeln auf die urigen Viecher kann dabei sehr viel Spaß machen, wenn man mit dem richtigen Gerät loszieht.

Tackle

Rund um LRF ist ein wahrer Tackle-Kult entstanden. Nötig ist das meiste sicher nicht, allerdings macht das Fischen mit superleichtem Gerät und abgestimmten Kunstködern und Systemen einfach richtig viel Laune.

Rute&Rolle: Wer eine Rute bis maximal 15 Gramm Wurfgewicht sein eigen nennt, ist definitiv gut ausgerüstet für den Start. Ich nutze für die feine Zuppelei gerne die Black Arrow ULR BA 1811 in Kombination mit einer Shimano Sedona 1000. Das Gespann liegt super in der Hand und wird hier demnächst auch nochmal gesondert vorgestellt.

Die farbigen Wicklungen der beiden letzten Ringe an der Sportex Black Arrow BA 1811 Ultra Light signalisieren auch vorsichtigste Bisse beim LRF

Die farbigen Wicklungen der beiden letzten Ringe an der Sportex Black Arrow BA 1811 Ultra Light signalisieren auch vorsichtigste Bisse. Foto: tackle-tester

Schnur: Ob geflochten oder monofil ist im Nahbereich meiner Meinung nach wirklich Geschmacksache. Allerdings sollte man definitiv das dünnste Material nutzen, das man zur Verfügung hat. Der Grund ist der Unterwasser-Schnurbogen, der bei dickeren Schnürren und einigen Metern Wassertiefe entsteht. Das erschwert die Köderkontrolle. Außerdem verlängert sich mit dickerer geflochtener Schnur auch die Absinkphase, was das doch irgendwann ein wenig nerven kann.

Mit einer 0,06-0,08 Millimeter starken geflochtenen Schnur macht es in jedem Fall Spaß. Davor gehört noch ein Stück Fluocarbon oder normale Mono in passender Stärke. Damit seid ihr gut aufgestellt. Spaßig wird es auch dann, wenn unvermittelt ein größerer Weißfisch oder Barsch/Zander an dem kleinen Köder Gefallen finden. Die Bremse sollte also in jedem Fall sauber eingestellt sein.

Crazy Fish hat mit dem Polaris einen klasse UL-Gummiköder im Angebot, der sich für LRF-Taktiken eignet.

Klein, aber perfekt gearbeitet: Crazy Fish hat mit dem Polaris einen klasse UL-Gummiköder im Angebot. Foto: tackle-tester.de

Köder und Haken: Am besten funktionieren sehr schlanke Gummis bis höchstens sechs Zentimeter Länge, weil die Gobys diese einfach besser packen können. Wählerisch sind die Grundeln nicht, will man allerdings seine Chancen auf netten Beifang in Gestalt von Barsch, Zetti, oder auch Weißfischen verbessern, lohnt es sich durchaus in Köder mit Aroma zu investieren – auch die Grundeln packen dann erfahrungsgemäß entschlossener zu. Ansonsten stürzen sie sich auch auf Micro-Twister, die man recht günstig bekommt. Bei den Farben sind die Grundeln i.d.R. nicht wählerisch – so lange sie die Ködern sehen können. Es empfiehlt sich also, ein wenig farbliche Auswahl dabei zu haben.

Flexibel mit Cheburashkas

Für die zierlichen Gummiköder gibt es kaum passende Jigköpfe, was nicht weiter schlimm ist. Ein entsprechender Einzelhaken + Bleischrot mit gewünschtem Gewicht funktioniert recht gut. Persönlich nutze ich sehr gerne bewegliche Bleiköpfe (so genannte Cheburashkas), die mit einem passenden Einzelhaken kombiniert werden.

Am Cheburashka-Kopf entfaltet der Polaris von Crazy Fish die beste Aktion beim LRF und Ultralight-Angeln.

Am beweglichen Cheburashka-Kopf entfaltet der Polaris die beste Aktion. Foto: tackle-tester

Besonders gut eignen sich Modelle mit gerippten Hakenschaft, weil das zierliche Gummigewürm daran einfach besser hält und die Fische es nicht so schnell loszuppeln können. Auch passende Mini-Offset-Haken kann man prima mit Cheburashkas kombinieren. Die praktischen Cheburashka-Murmeln gibt es ab einem Gramm. Ich nutze meistens zwischen zwei und maximal fünf Gramm schwere Cheburashkas*.

Will man oder muss man etwas schwerer an die Sache herangehen, eignet sich das Kickback-Rig hervorragend. Durch die Entkopplung von Bleigewicht und Köder kann man damit auch höhere Gewichte fischen, ohne das feine Spiel der Micro-Köder negativ zu beeinflussen. Ähnliches gilt für das Carolina-Rig.

Spots

Kommen Gobys vor, sind sie eigentlich überall, wo sich ihnen Deckung in Form von Steinen bietet. Die kleinen Barschverwandten bewohnen Höhlen, in denen sie sich ihrerseits vor Fressfeinden verstecken. Aus Angler-Sicht bieten sich Bereiche an, die kaum Strömung aufweisen oder besser noch komplett stillstehen. Einfach deshalb, weil das Angeln mit dem ultraleichten Ködern ansonsten nicht wirklich viel Spaß macht. Ansonsten kann man eigentlich überall in steinigen Zonen mit Bissen rechnen, so lange der Köder in Grundnähe ist. Heiße Ecken sind definitiv Steinpackungen, Spundwände sowie eine Ansammlung größere Steine. Man kann auch einfach mal bei den Stippern fragen, wo sie nicht mehr angeln wollen.

Taktik

Grundeln sind reine Augenräuber und verfügen über kein Seitenlinien-Organ, deshalb macht das Kunstköder-Angeln auf sie nur am Tag wirklich Sinn. Das ursprüngliche LRF findet im Nahbereich statt. Kurze Schlenzer von wenigen Metern sind auch beim „Grundeln“ das Mittel der Wahl. Ansonsten kommt es wegen der ultraleichten Montagen zu massiven Unterwasser-Schnurbögen, die die Bisserkennung erschweren und einen effektiven Anschlag verhindern.

Nach dem Auswerfen lässt man das Gespann an möglichst gespannter Schnur zum Grund sinken. Schneller geht das, wenn man die Rute ein wenig mitführt. Nach dem Grundkontakt zittert man den Köder in Mini-Sprüngen wieder zu sich. Alternativ kann man den Köder auch vertikal unter der Rutenspitze fischen. Die Goby-Bisse machen sich meistens als Rütteln bemerkbar. Ein etwas verzögerter, weicher Anschlag – ähnlich dem beim Dropshotten – führt in der Regel zu einer besseren Bissverwertung. Gerade, wenn man es mit den kleinmäuligeren Arten zu tun hat.

Hier noch ein Video, in dem man die grundsätzliche Idee gut sieht. Italienisch muss man dafür nicht unbedingt können.

Fazit

Das LRF auf Gobys ist sicherlich nicht jedermanns Sache. Persönlich bin ich auch erst dazu gekommen, als es beim UL-Angeln auf Barsche am Hauskanal mal so gar nicht lief und ich mit Micro-Ködern den Grund beackert habe. Mittlerweile ist es aber eine meiner bevorzugten Schonzeit-Methoden, außerdem kann man sich mit den Gobys gut die Zeit vertreiben, wenn die Stachelgesellen mal wieder eine Pause einlegen. Das benötigte Gerät passt locker in ein Fach der Tackle-Box.

Die hohe Bissfrequenz am superfeinen Gerät macht zudem richtig Laune – gerade wenn dann mal ein etwas größerer Fisch einsteigt.

LRF-Lieblingsköder

Auch wenn die Grundeln nicht wirklich wählerisch sind, was Köder angeht, habe ich mittlerweile eine Reihe von Lieblingsködern, die neben Grundeln auch zuverlässig Barsche und Weißfische betören. Mit einem komplett aufeinander abgestimmten LRF- bzw Ultralight-Programm glänzt dabei die Firma Crazy Fish.

Crazy Fish Polaris in der Schockfarbe Lollipop - ideal für LRF Angeln

Auch die Schockfarbe Lollipop des Polaris fängt zuverlässig. Foto: tackle-tester

Meine Lieblinge sind dabei der Polaris 2.2′ (5,4 cm) in den Farben Olive und Lollipop*. Das Köderchen hat am leichten Cheburashka-Kopf eine unfassbar natürlich Schwimm-Aktion. Außerdem sind alle Crazy Fish-Köder mit intensivem (!) Lockstoff imprägniert und gesalzen, ein Umstand, der oftmals auch in Ruhephasen für Bisse sorgt. Einen Attraktivitäts-Unterschied zwischen den einzelnen Lockstoff-Geschmäckern konnte ich dabei allerdings nicht feststellen.

An Land etwas unscheinbar imitiert der Cruel Leech von Crazy Fish perfekt eine Larve oder einen kleinen Wurm. LRF

An Land etwas unscheinbar imitiert der Cruel Leech perfekt eine Larve oder einen kleinen Wurm. Foto: tackle-tester

Optisch deutlich unscheinbarer aber nicht weniger fängig ist der Cruel Leech 2.2′ (5,5 cm)* in gedeckten natürlichen  Tönen. Aber auch beim Leech gibt es farbtechnisch reichlich Auswahl.

Der Micro Toddler von Fox Rage macht am Mini-Jighead und am Kickback-Rig eine gute Figur.

Der Micro Toddler macht am Mini-Jighead und am Kickback-Rig eine gute Figur. Foto: tackle-tester

Mit etwas mehr Druck kommt der Micro Tiddler Fast von Fox Rage* daher. Besonders für die Montage mit klassischem Mini-Jigkopf ist er bei mir erste Wahl. Auch mit dem Kickback-Rig, dann allerdings eher nose hooked, harmoniert das  5cm-Köderchen wunderbar. Also: Probiert es einfach mal aus, wenn die Barsche mal wieder nicht so richtig wollen.

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