Tailwalk Fullrange C711H im Test – Puncher mit Feingefühl

Mittlerweile hatten wir bei Tackle Tester ja einige Ruten der Fullrange-Serie im Test. Alle überzeugten bisher in ihrem Einsatzbereich. Trotzdem ist die mittlere Hecht-Baitcaster Tailwalk Fullrange C711H etwas besonderes und verdient es, näher vorgestellt zu werden.

Das „Warum“ ist schnell erklärt. Die Rute verfügt über einen teleskopierbaren Griff. Die letzten 40 cm des Blanks verschwinden im Griffteil. Im Gegensatz zum bekannten 1+1 Design (abnehmbares Griffteil) ist sie also durchaus eine Exotin, deren Eigenschaften als mittlere Baitcaster für Hecht und schwere Zander-Baitcaster wir auf den Prüfstand gestellt haben. Erworben wurde das gute Stück mit Partner-Rabatt bei Nippon-Tackle .

Technische Daten - Tailwalk Fullrange C711H

Hersteller:Tailwalk
Serie:Fullrange
Modellbezeichnung:C711H
Typ:Casting
Länge:2,41m (7,11′)
Transportlänge:201cm – Griff teleskopierbar
Power:H (Heavy)
Taper:Fast
Aktion:spitzenbetont
Wurfgewicht:3/16 - 2 1/2 Oz // 5 - 70 g
Empfohlene Schnurstärke:10-25 lb
Blank:99% Kohlefaser / 1% Glasfaser
Blankdurchmesser:Tip ~ 2,2 mm / Butt 13 mm
Beringung:Fuji SiC
Anzahl Ringe:10
Griffmaterial:EVA
Gesamtgewicht:ca. 167g
Preis:279 Euro

LOOK & FEEL


Unboxing

Wie immer von Nippon-Tackle im bombensicheren Abflussrohr geliefert kam die Fullrange sicher und wohlbehalten bei mir an. Auch beim Auspacken soweit nichts ungewöhnliches. Die samtige Schutzhülle mit Typenkärtchen ist serientypisch bei Tailwalk.

Allerdings klapperte es schon ein bisschen beim zaghaften Auspacken der neuen Rute. Grund dafür ist das Teleskop-Stück, das im eingefahrenen Zustand keinerlei Halt im Griff hat und fröhlich in seiner Röhre herumwackelt. Die Geräuschkulisse wird auch beim Ausfahren nicht besser. Für die Ohren sehr unangenehm kratzt die unlackierte Crosswicklung dabei im Inneren der logischerweise ziemlich dicken Buttsection.

Das ist einfach nicht besonders schön anzuhören, wenn man gerade eine stattliche Summe für eine Edelrute bezahlt hat.

Teleskopverbindung der Tailwalk C711H

Der Halt in der Telefassung ist allerdings vorbildlich. Die Teile klemmen sich exakt ineinander und etwaige Befürchtungen, dass sich beim Angeln etwas ungewollt lockern könnte sind schnell ausgeräumt.

Design

Einmal von der Schutzhülle befreit und ausgezogen präsentiert sich auch die Fullrange C711H im edlen Anthrazit-Gold-Look mit dem geschwungenen Schriftzug. Da ist Tailwalk designtechnisch einfach etwas zeitlos gutes gelungen. Insofern wundert es nicht, dass auch die 2018er Modelle weiterhin diese Optik tragen werden.

Komponenten

Fuji K-Guides mit SiC-Einlage und ein Fuji EXPOSED BLANK ECSM Casting Reel Seat sind absolut dem Preis angemessene Komponenten.

Der Rollenhalter besitzt eine Aussparung, so dass ohne Hutze ein direkter Blankkontakt gewährleistet ist. Außerdem verpasst Tailwalk der schnöden Kunststoff-Schraube eine hübsche Kappe mit eingelegtem Metallring, der sich auch nass sauber bedienen lässt.

Griffstück Tailwalk Fullrange C711H

Verarbeitung

Die Fullrange-Serie ist da einfach top. Keine Überstände, genau die richtige Menge an Lack und saubere Zierwicklungen. Bisher haben uns alle Fullranges in dieser Disziplin vollends überzeugt und auch die C711H weiß hier absolut zu gefallen.

Verarbeitung Tailwalk Fullrange C711H

SET UP


Als Partnerin für unsere hübsche und durchaus kräftige Fullrange ist die Wahl auf eine Curado K 201 XG gefallen. Die passt optisch gut und auch die anvisierte Köderrange bis über 80 Gramm ist für den kleinen Shimano-Panzer kein Problem.

Bei der Schnurwahl machte mal wieder die Sunline Cast Away  das Rennen. Mit 20 lbs ist diese ebenfalls recht breitbandig nutzbar. Es ist immer wieder erstaunlich, wie wenig Wasser diese Schnur aufnimmt. Gerade im Winter ein nicht unwichtiges Argument.

Shimano Curado auf Tailwalk C711H

IN DER PRAXIS


Angeschafft wurde die Rute als mittlere Hecht-Baitcasterrute mit der Hoffnung auf ein breites Einsatzgebiet. Demzufolge sollten größere Gummis (bis 20 cm max), mittlere Jerks (bis 80 Gramm) und auch leichtere Spinnerbaits und Swimbaits gut an ihr fischbar sein.

Aktion, Handling & Sensibilität

Zwar „fast“ gerated ist die Tailwalk C711H alles andere als ein Besenstil. Das erste Drittel lädt sich bereits bei Ködergewichten um die 20 Gramm sehr schön auf. In Kombination mit der Rutenlänge (und der Curado!) erzielt man sehr beachtliche Wurfweiten.

Unter mehr Wurflast steuert die Rute noch etwas Aufladung bei, dauerhaft würde ich aber aus Komfortgründen nicht mehr als 80 Gramm an ihr fischen wollen. Alles zwischen 15 und 80 Gramm beschleunigt der fixe Blank allerdings sehr gut.

Mehr Infos und Praxiseindrücke haben wir euch in diesem Video gesammelt.

  Eigenschaften Tailwalk C711H im Videotest

Besonders gut gefällt mir die Länge des Rutengriffs. Der ist für mich (1,87m) so bemessen, dass er noch bequem zwischen Körper und Arm eingeklemmt werden kann. Das ist immer dann extrem hilfreich, wenn man Köder mit relativ viel Wasserwiderstand fischt, denn so kann der Körper als Gegenpol einen Teil der Hebelkräfte auffangen.

Andererseits ist der Griff nicht zu lang, um Köder aktiv mit Bewegungen aus dem Arm zu animieren. Mit längeren Griffstücken steht man sich da oft im wahrsten Sinn selbst im Weg.  Auch einen Einsatz vom Bellyboot kann ich mir bei der Griff-Dimensionierung gut vorstellen.

Fullrange C711H stark in der Rückmeldung

Bei der Rückmeldung über die Bodenbeschaffenheit ist die C711H richtig stark. Nicht umsonst trägt sie den Beinamen „Biwako punch&flip“.

Kleiner Exkurs dazu gefällig? Der Biwako-See ist der größte See Japans und offenbar scheint es dort eine reichhaltige Vegetation zu geben.

Denn „punching“ ist die Bezeichnung für eine Bass-Angeltechnik, bei der entsprechend schwere Jigs mitten in den dichtesten Unterwasserdschungel „geflippt“ werden. Oft muss dabei erst eine Schicht an der Wasseroberfläche durchdrungen werden (punch=durchschlagen). Beißt ein Fisch ist es klar, dass ein Gutteil der Gewächse mitgedrillt werden muss.

Tailwalk fullrange C711H buttsection

Eine Rute für eine solche Angeltechnik muss also eine Top-Rückmeldung mit entsprechender Drill-Power und Rückgrat verbinden. Genau diese Eigenschaften machen die C711H auch zu einer sehr vielseitigen Hecht-Baitcaster, die natürlich ebenso gut für das schwere Jiggen auf Zander eingesetzt werden kann.

  Stärken & Schwächen – Tailwalk Fullrange S71ML/CC

FAZIT


JDM-Tackle ist meist nicht für unsere Zielfische oder Standardmethoden entwickelt worden, aber manchmal fügt es sich einfach, dass die Anforderungen extrem deckungsgleich sind. So kommt es, dass die Fullrange C711H, die für das Fischen im Unterwasserdschungel auf Bass konzipiert wurde, eine mehr als taugliche Hecht-Baitcaster abgibt.

Natürlich ist das WG bis 70 Gramm (80 Gramm real) für alle Freunde der richtig großen Köder-Kaliber etwas zu niedrig, aber dafür bringt die C711H eben auch kleinere und vor allem leichtere Hechtködern auf Weite. Nebenbei beherrscht sie erstaunliche Bandbreite an unterschiedlichen Ködertypen.

Tailwalk fullrange C711H

Das Teleskop-Feature ist zweifellos praktisch und gerade auf beengtem Raum wie einem Angelboot sicherlich eine gute Idee die Länge der fischbereiten Rute zu reduzieren. Allerdings muss ich noch jedesmal auf die Zähne beißen, wenn das Ausziehkratzen ertönt. Auch das Transport-Geklapper der unmontierten Rute ist nicht wirklich schön anzuhören.

Auf der Habenseite verbucht sie aber eine Top-Verarbeitung und -Komponenten von Fuji. Wer den Preis von derzeit 279,- Euro nicht scheut erhält eine exzellente und vielseitige Hecht-Baitcaster für kleinere bis mittelschwere Hechtköder.

Erhältlich ist die Tailwalk C711H bei unserem Partner Nippon-Tackle

Viel Punch und trotzdem Gefühl

9.6

Eine Rute, die alle Spielarten des mittleren Hechtfischens beherrscht und die Vorteile einer einteiligen Rute bietet. Durch das Tele-Feature lassen sich 40cm Transportmaß sparen, aber richtig sexy ist die Lösung vor allem akustisch nicht.

  • Preis-Leistungs-Verhältnis 9
  • Komponenten 10
  • Verarbeitung 10
  • Verfügbarkeit/Service 9
  • Performance 10

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